Der Dunning-Kruger-Effekt: Wenn man sich selbst überschätzt

Der Dunning-Kruger-Effekt ist ein sehr spannendes Thema, welches ich unbedingt aufgreifen möchte. Er ist auch bekannt als Schlechter-als-Duchschnitt-Effekt.

Kurz und knapp erzählt, beschreibt er die Tendenz mancher Menschen, ihre eigenen Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich zu überschätzen, während sie gleichzeitig ihre Unfähigkeit in diesem Bereich nicht erkennen oder unterschätzen.

Kennst du das Prinzip der „geheimen Tinte“? Wenn man Zitronensaft auf ein Blatt Papier aufträgt, indem man beispielsweise darauf etwas schreibt, und es dann erhitzt, wird der Zitronensaft braun und sichtbar, was zuvor unsichtbar war. Dies wird als „unsichtbare Tinte“ bezeichnet und wurde in der Geschichte als eine Form der geheimen Kommunikation verwendet.

Um eine geheime Botschaft zu schreiben, würde man Zitronensaft oder eine andere unsichtbare Tinte verwenden und sie dann trocknen lassen, damit sie unsichtbar wird. Der Empfänger der Nachricht würde das Papier dann erhitzen oder eine andere Methode anwenden, um die unsichtbare Tinte sichtbar zu machen und die geheime Botschaft zu lesen.

1995 raubten McArthur Wheeler und Clifton Earl Johnson zwei Banken mit vorgehaltener Waffe aus, ohne sich dabei die Gesichter zu verdecken. Die rieben sich jedoch vorher ihre Gesichter mit Zitronensaft ein, weil sie der Meinung waren, dass sie das unsichtbar machen würde. Warum dachte er das? Schließlich funktioniere Zitronensaft auch als unsichtbare Tinte auf einem Blatt Papier.

Den beiden Weltklasse-Bankräuber wurden die Überwachungsvideos der Überfälle gezeigt, weil sie alles abstritten. Beide waren zutiefst verwundert, dass man sie auf den Videos erkennen kann.

Funfact: Dass die beiden Räuber bis zur zweiten Bank kamen und nicht sofort bei der ersten festgenommen worden sind, liegt darin begründet, weil die Mitarbeiter/innen so perplex waren, dass die beiden sich nicht vermummt haben, sodass sie es für einen schlechten Scherz hielten.

Zwei Psychologen namens David Dunning und Justin Kruger beschäftigten sich mit solchen Menschen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Menschen mit geringen Fähigkeiten bei einer Aufgabe, paradoxerweise schnell dazu neigen, sich maßlos zu überschätzen. Genau diese kognitive Verzerrung ist als Dunning-Kuger-Effekt bekannt.

Etwas genauer erklärt: Nehmen wir an, wir möchten etwas lernen. Wir lesen Bücher, schauen uns Videos an und lernen Google auswendig. Zu Beginn sind wir sehr zuversichtlich, dass wir nahezu alles über dieses Thema wissen werden, weil wir die Tiefe des Gebietes noch gar nicht wahrnehmen. Wir glauben also schnell alles zu wissen, sobald wir auch nur ein kleines bisschen wissen. 

Und genau hier liegt der Hund begraben: Hören wir nun hier auf zu lernen, glauben wir, dass wir viel wissen. Beschäftigen wir uns aber weiterhin mit diesem Thema, stellen wir fest, dass dieser Bereich sehr viel Tiefe hat und komplex ist. Hören wir nun hier auf zu lernen, glauben wir nichts über dieses Thema zu wissen. Lernen wir also weiter, desto geringer wird unser Selbstvertrauen, weil wir uns der Tiefe bewusst werden. Nun kommt es drauf an, dass wir dran bleiben. 

Nehmen wir folgende Situation: Wir haben eine Person, die wir liebevoll „Möchtegern“ nennen. Zusätzlich haben wir einen Schüler und einen weisen Professor. Diese drei führen öffentlich und unter Aufsicht eines Publikums eine Diskussion.

Der Möchtegern weiß nur wenig über ein Thema, glaubt aber viel zu wissen. Er ist allerdings sehr selbstbewusst und äußert seine Meinung und sein „Wissen“ lautstark und voller Überzeugung. Der Schüler weiß allerdings mehr über das Thema, merkt es aber nicht. Zudem fehlt es ihm an Selbstvertrauen, welches er auch mit seiner Körpersprache unwillkürlich kommuniziert. Durch das mangelnde Selbstbewusstsein ist sehr ruhig und schweigt. Der Professor, der deutlich mehr weiß und die Tiefe und die Komplexität des Themengebietes versteht, ist zwar selbstbewusst, allerdings äußert er sich mit Vorbehalt und vorsichtiger. Er ist nicht so energetisch wie unser Möchtegern.

Das Ergebnis wird so aussehen: Die meisten stimmen dem Möchtegern zu, weil er selbstsicher ist und glaubt Recht zu haben. Menschen neigen dieser Selbstsicherheit zu vertrauen. 

(Über das selbstsichere Auftreten und wie man mehr (echtes!) Selbstbewusstsein ausstrahlt, darüber werde ich in den nächsten Blogeinträgen schreiben)

Was ich mit diesem Blogeintrag sagen möchte, ist, dass du realistisch sein solltest. Habe einen weiten Blickwinkel und schaue immer wieder nach links und nach rechts. Sei nicht starr, nicht verbissen mit deinen Ansichten. Lerne und genieße jeden Tag! Sokrates sagte einst: „Ich weiß, dass ich intelligent bin, weil ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Während der Dunning-Kruger-Effekt sich auf Menschen bezieht, die sich überschätzen und ihre Fähigkeiten falsch einschätzen, gibt es auch das Imposter-Syndrom, bei dem Menschen ihre Fähigkeiten unterschätzen und glauben, dass sie Betrüger sind, die nicht wirklich wissen, was sie tun.

Über das Imposter-Syndrom kannst du in meinem Blog lesen: Das Imposter-Syndrom: Wenn man sich selbst unterschätzt

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1 Kommentar zu „Der Dunning-Kruger-Effekt: Wenn man sich selbst überschätzt“

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